Ist da ... lässt sich nicht abschütteln ... egal, wie fröhlich ich mich immer zu geben versuche.

Verdammter Selbstbetrug. Funktioniert so gut, daß ich manchmal sogar selbst drauf reinfalle. Nur heute abend nicht.

Die Panik schnürt mir gerade komplett das Herz zu. Trotzdem will ich allein sein, nichts hören und nichts sehen.

Wieder einmal zu stolz? Ach, was weiß ich ...

Diese Mentalität hilft mir gerade wieder einmal, mich selbst ein wenig aus meinen Grübeleien zu befreien.

Ganz bin ich noch nicht raus, aber ich habe wenigstens wieder das Gefühl, Luft zu bekommen. Und mir bleibt nur abzuwarten, was die Zeit bis zum 11. Juni noch mit mir anstellen wird.

Doch an diesem für mich so rabenschwarzen Tag darf ich mir Grübeln nicht erlauben, ich möchte meine Flocke nicht verunsichern.

... trieben mich meine Gedanken immer wieder in die Nähe des tiefen Lochs, ließen mich auf dem Rand desselben balancieren. Wider besseren Wissens entfernte ich mich nicht, sondern beugte mich - wie von einer unsichtbaren Macht gezogen - immer weiter hinunter.

Der Fall war unvermeidlich, dauert noch immer an, ich falle und falle - nirgendwo eine Möglichkeit, mich festzuhalten.

Die Erinnerungen schlagen über mir zusammen, das Gefühl ist wieder da - als wären die zwei Jahre nie vergangen.

Mir fehlt die Luft zum Atmen und ich bin mir sicher: noch einmal möchte ich dies nicht mehr durchmachen müssen, könnte ich es nicht, würde ich es nicht ertragen.

Das Gefühl des Alleinseins ist übermächtig.

... verbracht, nur wenig geschlafen, dafür umso mehr gegrübelt und mich schließlich in den Schlaf geweint.

Um kurz vor sechs dann von einem nöligen Kind geweckt worden, versucht, sie zu beruhigen und in mein Bett zu holen. Zwecklos, Kind wurde zickig und brüllte rum - da brüllte dann auch die Mama rum und verwies das Kind kurzerhand des Schlafzimmers.

Um sieben Uhr erneut vom Kind geweckt, diesmal besserer Laune und mit einem dicken Kuss als Entschuldigung. Zusammen noch mal unter die Decke gekuschelt und bis acht geduselt.

Gemeinsames Waschen und Anziehen, kurzes Ausmisten meines Autos, Einkaufen, noch beim Bauern Spargel für heute Abend geholt und dann zum Ex, weil der heute mein Auto einer Inspektion unterziehen und es auch noch waschen will.

Kind wollte bei Oma und Opa bleiben, also habe ich jetzt Ruhe. Um nicht wieder zu grübeln anzufangen, werde ich mich in den Hausputz stürzen.

Hoffentlich verhindert die Rumrennerei ein wenig das zu schnelle Ablaufen des Gedankenkarussels.

Wie schrieb ich noch vor einigen Stunden? Ich habe nicht vor, an diesem Tag in ein tiefes Loch zu fallen. Stimmt, denn ich falle jetzt schon.

Shit, warum musste ich heute plötzlich daran denken, wochenlang war die Abtreibung völlig aus meinen Gedanken verschwunden, warum jetzt wieder?

Verdammt, es ist zwei Jahre her, irgendwann muss doch einmal die Erinnerung verblassen. Statt dessen habe ich das Gefühl, es sei erst gestern gewesen.

Das Schlimme daran: dieses Jahr muss ich da ganz alleine durch. Im letzten Jahr hatte ich wenigstens noch die Illusion, daß der Vater bei mir war, der mir zur Seite stand.

Ich habe mich selten so einsam gefühlt.

"feiere" ich mein zweites Blogoläum. Natürlich nicht mit diesem Blog, sondern mit dem vorherigen - bei Twoday bin ich aber auch jetzt schon fast ein halbes Jahr (Kinder, wie die Zeit vergeht).

Ich habe nicht vor, an diesem Tag in ein tiefes Loch zu fallen. Ganz kurz werde ich mal reinschauen in dieses Loch, mich jedoch danach ganz schnell wieder vom Rand entfernen und hoffentlich nicht mehr zurückschauen.

Und ich hoffe, ich kann vergangenes endlich vergangen sein lassen. Noch besser wäre jedoch, wenn ich endlich vergessen könnte. Doch die Zeit bis zum 11.6. wird sicherlich wieder hart.

Soeben die SMS bekommen, daß meine Kollegin gerade ihren Sohn entbunden hat. Ein Augenblick, vor dem ich Angst hatte, weil ich befürchtete, alles würde wieder hochkommen, jährt sich doch im Juni der Abbruch zum zweiten Mal.

Doch in mir ist alles ruhig und ich freue mich mit ihr.

Herzlich willkommen auf dieser Welt, kleiner Simon.

Mein altes Blog über die Abtreibung habe ich im Moment deaktiviert.

Es ist nicht so, daß ich mit dem Abbruch nicht klar komme, nein, eigentlich habe ich ihn ganz gut überwunden. Ich komme ganz einfach nur mit den Reaktionen, die dieses Blog seit fast zwei Jahren auslöst z.Zt. nicht klar.

Noch immer bekomme ich tagtäglich Mails über dieses Blog. Die Mails von den Schwangerschaftsgegnern, die mich als Mörderin bezeichnen und mich am liebsten in der Hölle schmoren sehen würden, lese ich nicht mehr. Viel schlimmer sind für mich die Mails von Frauen, die gerade vor der Frage "Abtreibung - ja oder nein" stehen.

Diese Frauen, manchmal auch Mädchen von 14, 15 Jahren, erwarten sich von mir einen Weg aus dem persönlichen Drama. Sie wollen Entscheidungshilfen, die ich ihnen jedoch nicht geben kann.

Leider musste ich selbst feststellen: vor dieser Entscheidung steht jede Frau ganz alleine, nur die Frau selbst kann sie treffen. Und es wird die schwerste Entscheidung in ihrem ganzen Leben sein.

Mein liebes Sternenkind!

In Tagen wie diesen, wo jede Frau in meiner näheren Umgebung entweder schwanger ist oder gerade ein Kind bekommen hat, denke ich wieder sehr viel an Dich.

Irgendwann in diesem Monat hättest Du Deinen Ersten Geburtstag gefeiert, ein Ereignis, welches sicher eine große Rolle in unserem Leben gespielt hätte. Doch leider sollte es nicht sein.

Zum ersten Mal in all den Monaten kann ich fast ohne Trauer an Dich denken, denn nur meine Entscheidung damals hat mich dorthin gebracht, wo ich jetzt bin; nur so konnte ich Deinen Vater verlassen, sicherlich hätte ich es auch mit Dir zusammen geschafft - früher oder später - doch leicht wäre unser Leben dann nicht gewesen.

Verzeih mir, mein Kind, daß ich Dir das wichtigste Geschenk, Dein Leben, nicht geben konnte. Und sei weiter für Deine große Schwester und mich der Schutzengel, der über uns wacht. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.