Freitag, 20. April 2007

Lüge oder Wahrheit?

Im Laufe meines Lebens bin ich immer wieder Menschen begegnet, denen es zur zweiten Natur geworden ist, zu lügen. Manchmal sind es nur kleine Lügen, entweder um einen kleinen Fehler zu verdecken oder um Unbequemlichkeiten zu umgehen. Manchmal sind die Fehler größer und auch die Lügen müssen größer werden. Und wieder andere scheinen sich ein Leben aufgebaut zu haben, daß nur aus Lügen besteht. Bei diesen Menschen frage ich mich immer, wen sie eigentlich mehr belügen: ihre Mitmenschen oder eher sich selbst.

Durch die Erfahrung mit meinem Ex, habe ich gelernt, Lügen recht schnell zu durchschauen (wobei ich manchmal offensichtliche Lügen zwar bemerke, jedoch nicht sehen will – doch das ist ein anderes Thema). Sobald er mir gegenüber eine Lüge aussprach, erkannte ich es an seinen Augen: sie flackerten unruhig, versuchten in meinem Gesicht zu lesen, ob ich ihm das Gesagte nun abnehme oder nicht. Doch auch wenn er seine Lügen telefonisch oder schriftlich vorbrachte, kam ich ihm auf die Schliche – mein Magen funktioniert bei mir am Herzen liegenden Menschen wie ein ausgezeichneter Lügendetektor und beschert mir bei Ausschlag Richtung Lüge erstklassige Magenschmerzen, in ganz schlimmen Fällen überfällt mich ein nicht zu kontrollierendes Zittern, das sogar meine Zähne klappern lässt.

Meine Tochter kann (noch) nicht lügen, tut sie eigentlich auch gar nicht, sie flunkert höchstens. Und wenn ich sie dann fest anschaue, gibt sie recht schnell zu, daß das Gesagte nicht der Wahrheit entspricht. Da sie weiß, daß sie keine Strafe (höchstens ein ernsthaftes Gespräch) kassiert, wenn sie Mist gebaut hat, braucht sie auch gar nicht zu lügen. Eine Strafe gäbe es höchstens, wenn ich sie bei einer erheblichen Lüge erwischen würde.

Wenn ich mich durch so manche Blogs lese, dann denke ich mir oft, daß das Geschriebene sehr oft der Lüge entspricht. Schließlich ist es ein Leichtes, sich im Blog zu dem Menschen zu machen, der man gerne wäre – und wenn es meilenweit von dem entfernt ist, was man wirklich ist. Dumm nur, wenn man dann wirklich mal einige Mitblogger real kennenlernt, dann fällt das Lügengebilde schnell in sich zusammen.
Doch ehrlich gesagt stören mich diese Lügen nicht – die Chance, mit diesen Menschen wirklich einmal real zusammenzutreffen, ist denkbar gering. Und wer sich gerne zum Superman machen möchte – bitte schön!

Obwohl ich eigentlich ein wahrheitsliebender Mensch bin, muss auch ich zugeben, schon das ein oder andere Mal gelogen zu haben:

Lädt mich jemand aus meiner großen Verwandtschaft z.B. zum Kindergeburtstag ein, täusche ich einen anderen Termin vor, weil ich a) keine Lust habe, auf gerade eben diese Verwandtschaft zu treffen und b) ich erst recht nicht dafür das Spritgeld ausgeben möchte.

Habe ich einem Kollegen zugesagt, ihm am nächsten Tag eine CD oder ein Buch mitzubringen und hab ich es dann vergessen (was bei mir besonders in letzter Zeit häufig vorkommt), dann erzähle ich etwas von Hektik und Stress zuhause, weil es mir schlichtweg peinlich ist, so vergesslich zu sein.

Wie oft ich meinem Ex einen Orgasmus vorgespielt habe, kann ich gar nicht mehr zählen. Die letzten beiden Jahre versuchte ich einfach nur noch, ein Zusammenleben ohne Ärger zu schaffen, dazu gehörten auch diese „Pflichten“ und er gab erst auf, wenn ich mindestens dreimal schreiend gekommen war – da ich auf ihn allerdings keine Lust mehr hatte, er mich sogar angeekelt hat, musste ich auf diese Art der Lüge zurückgreifen.

Menschen, die mir am Herzen liegen, lüge ich grundsätzlich nicht an. Dies habe ich in meiner ersten Beziehung getan und die bittere Erfahrung gemacht, daß diese Lügen irgendwann einmal auffliegen. Und inzwischen weiß ich – dank meinem Ex – wie man sich fühlt, wenn man derart belogen wird.

Obwohl – ich muss zugeben, einen Menschen, der mir sehr am Herzen liegt, lüge ich bewusst an: meine Motte. Mal schauen, wie lange sie mir die Geschichten von Nikolaus, Christkind und Osterhase noch abnimmt.
Alltäglicher Wahnsinn

Mein täglicher K(r)ampf

Es gibt im Leben nur eine Sünde, und die ist: den Mut zu verlieren. (Johannes Mario Simmel)



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