Motte und ich haben lange geredet. Und ich glaube, sie hat sogar ein klein wenig verstanden, was es heißt, wenn ein Mensch stirbt. Aber dies wird so wirklich erst im Laufe der Zeit richtig in ihr Bewusstsein dringen.

Zum Abschluß lachte sie und sagte, daß der Opa jetzt im Himmel ja endlich wieder mit Jacky (unserem Hund, der vor einigen Jahren überfahren wurde) spazieren gehen kann - schließlich hätte er ihn schon lange vermisst und Opa wird sich sicherlich darüber freuen.

... da wollen sich meine Gedanken und Gefühle fast ungestüm in Worten Luft machen - doch das Empfinden, den Augenblick zu zerstören, lässt mich schweigen.

... zeigt sich meine Schwiegermutter. Heute Nachmittag habe ich mir Urlaub genommen und bin direkt nach der Arbeit zu ihr. Auf beiden Seiten sind Tränen geflossen, doch wir sind uns einig, wie gut es ist, daß er nicht lange leiden musste. Dieser Gedanke bringt Erleichterung, auch wenn der Verlust schwer zu verstehen ist.

Den Großteil hatte sie mit Mottes Vater schon organisiert, mehr, als die Umschläge für die Karten zu beschriften, blieb für mich jetzt nicht zu tun. Und natürlich einfach zuhören, denn es gibt immer noch so viel zu sagen.

Meine schwierigste Aufgabe steht mir noch bevor: nach dem Abendbrot werde ich Motte erklären müssen, warum sie ihren Opa nicht mehr sehen wird.

Ihr Vater meint, sie solle nicht an der Beerdigung teilnehmen. Aber ich glaube, daß, auch wenn sie es vielleicht noch nicht so recht verstehen wird, es wichtig ist, daß sie dabei ist und damit Abschied von ihm nehmen kann. Sicherlich wird es eine schockierende Erfahrung für sie sein, da bei Beerdigungen die Trauer förmlich zu greifen ist. Doch ich halte es für falsch, sie davon auszuschließen.

... nehmen die Dinge einen so schnellen Lauf, daß wir sie gar nicht realisieren können.

Und so habe ich gestern Abend die Nachricht, daß mein Schwiegervater gestorben sei, zwar registriert, war auch traurig, aber ich habe es nicht begriffen.

Die Erkenntnis und die Trauer hat mich erst soeben auf dem Weg zur Arbeit getroffen - so unerwartet heftig, daß ich rechts ranfahren musste, weil ich vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte.

Heute Nachmittag werde ich mit Motte sprechen müssen - gestern Abend habe ich versucht, ihr zu erklären, daß Opa nicht mehr lange leben wird. Begriffen hat sie es jedoch nicht. Gleich werde ich ihr sagen, daß es gut war, daß wir gestern Abend für Opa noch eine Kerze angezündet haben, so daß er den Weg in den Himmel auch im Dunklen gut finden konnte.