Mittwoch, 5. August 2009

Zimmer mit Aussicht

Samstag, 01.08.2009:
Da meine größte Panik der Möglichkeit galt, ich könne am Abreisetag verschlafen, habe ich mir sicherheitshalber sechs (!) Wecker gestellt: Radiowecker und Funkwecker auf 3.00 Uhr, sowie die vier Alarmzeiten des Handys auf 3.00 Uhr, 3.05 Uhr, 3.10 Uhr und 3.15 Uhr.
Von dem ganzen Radau bin ich dann auch plangemäß um 3.00 Uhr aus dem Bett gefallen wachgeworden. Dumm nur, wenn man zombiegleich völlig verschlafen durch die Wohnung schlurft und es nicht auf die Reihe bekommt, die ungenutzten Alarme (?) des Handys auszuschalten - dafür kommt man dann alle fünf Minuten aus sämtlichen Himmelsrichtungen angelaufen ...

Trotz ausgiebigster Dusche und einer sehr starken Tasse Kaffee habe ich es jedoch nicht geschafft, meine Augen wirklich aufzubekommen - doch ich hatte vorgebaut: da ich noch einige Teile des täglichen Gebrauchs (wie Duschgel, Shampoo, Fön etc.) einzupacken hatte, hab ich sie in riesigen Druckbuchstaben auf einem DIN-A-4-Blatt aufgeführt - ich hab so auch nix vergessen ;o)

Die Fahrt in die Landeshauptstadt war in diesen frühen Morgenstunden erfreulich unspektakulär und die Übergabe meines Autochens hat ebenfalls gut geklappt (wer sein Fahrzeug für längere Zeit am Düsseldorfer Flughafen sicher abstellen möchte, dem kann ich diese Herren nur empfehlen).

Beim Einchecken am Lu*thansaschalter kam ich mir jedoch ein wenig wie in der Warteschlange im Phantasialand vor, der Menschenandrang war ähnlich. Nachdem auch dieses Hindernis beseitigt war, konnte der Urlaub starten. Pünktlichst um 7.10 Uhr ging der Flieger hoch, überpünktlichst um 8.45 Uhr landeten wir bereits in Wien.
Endloser Marsch zum Gepäckband, wo ich mich auf eine längere Wartezeit einrichtete; aus irgendwelchen mir unerfindlichen Gründen erscheint mein Gepäck meist ganz am Schluß. Doch diesmal kam ich noch nicht einmal dazu die Raucherkabine aufzusuchen, da meine Tasche bereits als viertes Gepäckstück auf dem Band erschien.

An der Tourist-Info schnell eine Wien-Karte erstanden, dann mit dem CAT ab in die Stadt. Dort angekommen festgestellt, daß man im Gegensatz zum vorigen Jahr gar nicht mehr so weit bis zur U-Bahn-Station laufen muss, kurzes U-Bahn-Hopping und dann war ich auch schon vor dem Hotel angekommen.
Der Blick auf die Uhr zeigte mir fünf vor zehn an - na toll, einchecken ist normalerweise erst ab 14.00 Uhr im Hotel möglich, ich hatte mich zwar für früher angekündigt, bezweifelte jedoch ernsthaft, daß mein Zimmer schon jetzt bezugsfertig war. Doch weit gefehlt - der Portier erwartete mich bereits und geleitete mich zu meinem Zimmer "Sie haben eines unserer schönsten Einzelzimmer nach hinten raus mit Blick ins Grüne." Ich musste innerlich lachen: das Fenster ging hinaus auf einen Hinterhof, in Reichweite andere Häuser, daneben das teilweise begrünte Dach des Frühstückraumes - den jungen Mann sollte ich mal zu mir nach Hause einladen, dann wüsste er, was ein Blick ins Grüne ist *lach*.

Duschen (herrje, was war das warm), umziehen, Buch, mp3-Player, Zigaretten und U-Bahn-Plan eingepackt, auf gings in Richtung Innenstadt. Am Stephansplatz ausgestiegen, den Graben hochmarschiert, zur Hofburg abgebogen - in diesem Jahr wollte ich das volle Touristenprogramm abspulen und so besorgte ich mir direkt ein Ticket fürs Sisi-Museum. Daß kein Audioguide mehr zu bekommen war, hätte mich eigentlich schon warnen müssen - das Museum war übervoll.
An Hunderten von Menschen vorbei zwängte ich mich durch die Ausstellungsräume, bestaunte pflichtschuldigst Kaiser-appartements und Silberkammer und war dann eigentlich nur froh, dem Gedränge zu entkommen und frische Luft zu schnappen.

An der Hofburg vorbei marschierte ich gen Museumsquartier, von dort aus zum Parlament und schließlich zum Rathaus; kurze Flüssigkeitsaufnahme und dann ab auf eine schattige Parkbank: Füße hoch, Fluppe an, in Ruhe lesen. Hab ich mir zumindest so gedacht, bis der Herr im Schottenrock daherkam und anfing zu dudeln, was das Zeug hält. Er dudelte nicht schön, aber laut. Mit einem mp3-Player auf den Ohren kann man so ein Gedudel jedoch recht angenehm übertönen und den alkoholisiert auf der Nachbarbank schnarchenden Herrn hats auch nicht gestört. ;o)

Nachdem ich vom Rathaus aus gemächlich zum Stephansplatz zurückgelaufen bin und den Dom von innen und außen bestaunt habe, beschloss ich, daß mein Pensum für den ersten Tag erfüllt war und enterte meine geliebte U1. Am Ziel angekommen gönnte ich mir die erste richtige feste Nahrung des Tages (Pizza) und schluffte dann in Richtung Hotel, wo ich nach einer Dusche nicht mehr vom Bett aufgestanden bin.

Sonntag, 02.08.2009
Bereits um kurz vor sieben wurde ich wach, an Schlaf war wegen der Wärme im Zimmer nicht mehr zu denken. So stellte ich mich unter die Dusche und war schon um halb acht beim Frühstück. Genau wie im letzten Jahr fragte ich mich, aus was der Kaffee dort hergestellt wird: Altöl und abgenutzte Reifen, Teer vom Straßenbau oder Schlacke aus der Stahlherstellung? Egal, er ist einfach ungenießbar. So versuchte ich es mit der Hobo'schen Mischung (8 Löffel Zucker in einer Tasse Kaffee) und machte ihn damit einigermaßen trinkbar. Mehr als eine Tasse war mein Magen jedoch nicht bereit davon aufzunehmen.

Pünktlich zur Öffnung um 9.00 Uhr stand ich vor dem Naturhistorischen Museum, welches ich dank der herrschenden Temperaturen von 36° nahezu völlig für mich alleine hatte. Gemütlich schlenderte ich mich durch die Ausstellungssäle, doch nach knapp 2 1/2 Stunden war ich auch damit durch.
Meinen schmerzenden Füßen zum Trotz wanderte ich im strammen Tempo zur Karlskirche, welche ich mit einem Audioguide ausgerüstet bestaunen konnte. Wie jeder brave Tourist ließ ich mich mit dem Panoramalift unter die Decke hieven und habe dies auch nahezu sofort bereut: ich bin nicht schwindelfrei und auf dem fröhlich wippendem Gerüst fühlte ich mich mehr als unwohl. Trotzdem wagte ich den Aufstieg in die Laterne, um die vielgepriesene Aussicht zu genießen - auf halber Strecke jedoch bereute ich die zuletzt vor der Kirche gerauchte Zigarette schon sehr. Keuchend wie eine Dampflok kam ich dann oben an, nur um mich noch unwohler zu fühlen. Der Platz dort oben ist sehr eng bemessen, jeder, der auf der Treppen herumstapft, bringt die Konstruktion zum Wackeln, ich sah mich schon als Schlagzeile im Kurier enden "Deutsche Touristin stürzt über 40 Meter tief in den Altarraum und hinterlässt Krater im Boden". Nee, das ist nix für mich - schnell stieg ich die Treppen (196 Stufen !!!) wieder hinab und nahm dann auch sofort den Lift nach unten auf den sicheren Boden.

Nach diesem Horrortrip Erlebnis latschte ich wieder zum Rathaus - gleiches Programm wie am Vortag: trinken, Parkbank, lesen ... und da dudelte es auch schon wieder und der gleiche Herr schnarchte auf der Parkbank ;o)

Es war früher Nachmittag und mein Programm für diesen Tag eigentlich schon abgearbeitet ... da ich jedoch noch so viel Zeit hatte, enterte ich die U-Bahn und machte mich auf zum Prater, wo ich noch über eine Stunde gemütlich durch die Gegend schlich, bevor ich mich Richtung Hotel aufmachte. Vorher noch etwas gegessen (türkisch), ab unter die Dusche, Sonnenbrand auf der Nase und Blase am Fuß verarzten, ab aufs Bett - Feierabend.

Montag, 03.08.2009
Da ich für diesen Tag ein absolut touristisches Must geplant und bereits im letzten Jahr gesehen habe, wie groß der Andrang ist, war ich schon wieder sehr früh auf den Beinen und saß um kurz nach acht schon in der U-Bahn, die mich zum Schloss Schönbrunn bringen sollte. Glücklicherweise bin ich wirklich schon sehr früh da und kann noch relativ ungestört das Schloss genießen - als ich rauskam, drängten sich die Touris bereits zu Hunderten an der Eingangstür und busseweise wurden sie zu Tausenden herangekarrt.
Ein klein wenig schlendere ich noch durch die Parkanlagen und verlasse dann den völlig überladenen Ort, laufe zur U-Bahnstation und fahre wieder in Richtung Innenstadt.

Müdigkeitserscheinungen machen sich bemerkbar, meine Beine wollen nicht mehr so richtig, die Hitze raubt mir meine Denkfähigkeit und so schaffe ich es zum erstenmal, mich völlig zu verlaufen. Weder im letzten Jahr noch an den ersten beiden Tagen habe ich dies bisher geschafft. So muss ich glatt meinen Stadtplan zurate ziehen, wie ich wieder zum Rathaus (tägliche Pflichtstation *gg*) komme. Dort mache ich eine kleine Rast, um Nahrung (chinesich) und Flüssigkeit zu mir zu nehmen und steuere dann "meine" Parkbank an - wie üblich lesen, rauchen, das Dudeln ignorieren und dem heute einmal wachen Herrn auf der Nebenbank bei der Alkoholaufnahme zuzuschauen (und dem anschließenden Schlaf) ;o).

Nach jedem Sitzen fühlen sich meine Beine an wie Blei, die ersten Meter lege ich mehr als schleppend zurück und ganz so fluffig wie noch an den ersten beiden Tagen komme ich nicht mehr vorwärts. Deshalb nehme ich auch die U-Bahn um zum Naschmarkt zu kommen.

Müde schaue ich mir die Stände an, auch die Düfte können mich nicht reizen. Ich fliehe vor der Wespeninvasion in die U-Bahn, um danach noch ein wenig die Mariahilfer rauf- und runterzuschlendern. Doch auch dies macht mich nicht wirklich glücklich und da der Himmel sich kräftig bewölkt, trete ich den Heimweg an. Im Hotel angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen und der Regen beginnt.

Dienstag, 04.08.2009
Abreisetag - immer noch Regen, Abkühlung draußen, doch in den Räumen hält sich noch immer die Wärme, so daß es einfach unerträglich schwül ist. Letztes Frühstück, letzter ungenießbarer Kaffee, Tasche packen und auschecken. Im dichtesten Regen schluffe ich zur U-Bahn, fahre zum Westbahnhof, wo ich meine Tasche einschließe. Anschließend noch mal in die Innenstadt, ich möchte noch eine Kleinigkeit für Motte besorgen. Die Kärtner Straße ist wie ausgestorben bei dem Regen, endlich kann ich mal alle Schaufenster sehen ;o) - nur ein Souveniergeschäft sehe ich nicht ... am Stephansplatz mache ich dann eines ausfindig und erwerbe eine Schneekugel für meine Süße. Anschließend stehe ich missmutig vor dem Geschäft und schaue in den Regen; das Wetter macht mir einen Strich durch die Rechnung, ich wollte den ganzen Tag faul auf meiner Parkbank herumschlumpfen, aber so? Na toll *grummel*.

Auf meinem Notfallplan stand das Haus des Meeres, das Wetter dafür wäre genau richtig. Also setze ich mich in die U-Bahn und schaukle ab. Dort angekommen muss ich jedoch feststellen, daß viele auf genau diese Idee gekommen sind, die Schlange ist riesig und bewegt sich nicht unbedingt wirklich voran. Die Aussicht, die ganze Zeit im Regen zu warten erfreut mich nicht sehr. Und so besichtige ich das Foltermuseum, welches direkt daneben in einem Luftschutzbunker zu finden ist.

Die Besichtigung ist schnell zu ende und ich habe noch immer viel zu viel Zeit ... und diese Zeit schlage ich dann in einem Kaffee im Westbahnhof tot; trinke Kaffee nach Kaffee und schaue so ziemlich alle fünf Minuten auf die Uhr. Endlich ist die Zeit gekommen, Herr PeZwo meldet sich und sammelt mich am Bahnhof ein. Der Ärmste ... hat eine Mammuttour hinter sich, hetzt sich dann noch ab, um mich zum Flughafen zu bringen - das fand ich total lieb :o)
Die Fahrt verging dank des Unterhaltens schnell, mein Einchecken war auch innerhalb von einer Minute erledigt - wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen und hatten doch einiges zu erzählen; was verwunderlich ist, denn normalerweise bin ich eher schweigsam - aber vermutlich hatten vier Tage Schweigen (bis auf "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" hab ich nicht viel geredet) mich völlig "enthemmt" und ich sabbelte drauflos, während ich zuschaute, wie Herrn PeZwos Augen immer kleiner wurden und beinahe zufielen ;o)
Es war schön, dich zu treffen, lieber PeZwo, und ich hoffe, wir bekommen das noch mal hin - dann aber beide etwas ausgeruhter, nicht wahr? ;o)

Rückflug war voll, aber unspektakulär - als ich um halb elf abends zuhause war, habe ich mich einfach nur noch beim HMZ ins Bett geworfen.

Fotos habe ich nicht allzu viele gemacht - und die paar, die dann doch entstanden sind, gibt es hier zu sehen.
Alltäglicher Wahnsinn

Mein täglicher K(r)ampf

Es gibt im Leben nur eine Sünde, und die ist: den Mut zu verlieren. (Johannes Mario Simmel)



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