2008 - Das Männerjahr (II)
Mann Nr. 1 oder "Das langfristige Sex-Gspusi"
Normalerweise fallen in mein Beuteschema nur kleine, drahtige, dunkelhaarige Männer, doch Mitte des vorigen Jahres fiel mir der Herr bei einem Bloggertreffen ins Auge: groß, kräftig, blond - und was ich sah, gefiel mir.
Irgendwie schien das Gefallen nicht nur einseitig gewesen zu sein, denn aus anfänglichem Email-Kontakt wurden regelmäßige Treffen, die rein sexueller Natur waren; wir ergänzten uns in unseren Neigungen und Vorlieben.
Doch nicht nur zwischen den Laken passte es gut, auch außerhalb des Bettes verstanden wir uns. Wir sahen uns mehrmals in der Woche, gingen zusammen weg oder saßen gemütlich vor dem Fernseher, nachdem ich für uns gekocht hatte; und des öfteren unternahmen wir auch mit unseren Kindern etwas gemeinsam. Konnten wir uns nicht sehen, dann telefonierten wir stundenlang - sprachen dabei nicht einmal die ganze Zeit zusammen: ich löste Kreuzworträtsel und Sudokus, während er am Rechner arbeitete oder spielte.
Wir taten uns gut - er, der gewaltig an der Trennung von Frau und Sohn zu knabbern hatte und ich, die ich noch immer nicht über den Verlust der großen Liebe hinweggekommen war. Unsere Treffen halfen mir, zu vergessen und Abstand zu gewinnen.
Irgendwann sprach er an, was ich selbst nicht wahrhaben wollte: ich hatte mich verliebt. Und ich wusste, es war die falsche Zeit, es war nicht geplant und es sollte nicht sein. Es war einseitig, doch wir wollten unsere Freundschaft nicht aufgeben. Und so ging es weiter.
Ich bin sicher, er hat mir damals nie weh tun wollen; doch er genoss dieses Gefühl, daß ich ihm entgegen gebracht habe, auch wenn er keine Gelegenheit verstreichen liess mir zu sagen, daß er nicht so fühlen würde - und ich versuchte jeden Tag aufs neue, es nicht stärker werden zu lassen. Eine schwierige Situation für mein eh schon angeschlagenes Herz, vor allem, da unsere Treffen nicht einfach nur gefühlloser Sex waren.
Wir verbrachten ein ruhiges Silvester zusammen, sein Neujahrswunsch förderte eine bisher von ihm ungekannte Zärtlichkeit zutage, die mich auf ein gutes Ende hoffen ließ.
Zunächst verlief alles wie gehabt, doch Anfang Februar wurde der Kontakt flacher, die Treffen weniger, die Telefonate seltener - entschuldigt von seiner Seite mit Ärger bei der Arbeit, Prüfungsstress etc. Schmerzhaft wurde mir klar, daß da etwas zuende ging, die Hoffnung nun doch zu Grabe getragen werden musste.
Um mir klar zu machen, daß es nur Sex war, was wir teilten, tat ich etwas idiotisches: der ONS mit Mann Nr. 2 für 2008. Eine recht drastische Art, sich deutlich zu machen, daß man Sex auch ohne Gefühl haben kann ... und im Grunde der endgültige Genickbruch für die (Sex-)Beziehung, vor allem da ich nichts besseres zu tun hatte, als ihm diese Geschichte auf die Nase zu binden - ich wollte sehen, ob es ihm weh tat. Und ich glaube, das tat es.
Ende Februar dann sollte ich anlässlich eines Bloggertreffens noch einmal bei ihm nächtigen - völlig entnervt durch den Umzugsstress kam ich bei ihm an, vorsichtig abwartend, was passieren würde. Ich vermutete, daß inzwischen eine andere Frau in sein Leben getreten war und wir nicht mehr so weitermachen würden, wie bisher. Doch nachdem wir vom Treffen zurückgekehrt waren, kam er ohne Umschweife zur schönsten Nebensache der Welt.
Nach einer recht kurzen Nacht beschäftigten wir uns am Morgen wieder mit uns selbst, als plötzlich seine Türglocke ertönte. Sofort sprang er wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett, schmiss mir meine Klamotten zu, selten habe ich einen Mann gesehen, der sich so schnell anziehen kann. Derweil murmelte er hektsch etwas von "einer Freundin, die wohl vor der Tür stehen würde" (eine oder meine???), panisch sah er sich um, räumte mein Bettzeug auf die Wohnzimmercouch, so daß es aussah, als hätte ich dort geschlafen.
Während ich mir meine Sachen überzog, fühlte ich mich wie in einer billigen Komödie; hätte er einen Schlafzimmerschrank besessen, hätte er mich wohl dort hineingestoßen. Nachdem wir endlich alle verräterischen Spuren beseitigt hatten, betätigte er den Türöffner, natürlich war nach so langer Zeit niemand mehr da. Er sprintete aus der Wohnung, um Brötchen zu holen, während ich mich auf den Balkon zurückzog, um mir eine Zigarette anzuzünden - und wie eine Bekloppte zu heulen.
Am diesem 1. März habe ich ihn zuletzt gesehen, Anrufe und SMS von mir in den folgenden Wochen blieben unbeantwortet, erst im Mai hatte er endlich dem Mut mir zu sagen, daß er nun in einer Beziehung stecken würde.
Heute kann ich über diesen merkwürdigen Slapstick so etwas wie lachen, damals, an diesem Morgen jedoch, tat es verdammt weh und ich fühlte mich unendlich gedemütigt.
Trotzdem - ich vermisse ihn; ich vermisse unsere Freundschaft, seinen gnadenlos genialen Humor, seine ruhige Art, den überaus geilen Sex. Es hätte so vieles möglich sein können, doch es war der falsche Zeitpunkt, der falsche Ort, ich anscheinend die falsche Frau ...
Ganz am Anfang hat er mich einmal gefragt, was ich eigentlich suchen würde. Ich antwortete, ich sei auf der Suche nach einem Mann, der mir zeigt, daß nicht alle Männer Schweine sind. Leider hat er mit diesem wenig schlauen Schuß mich nicht von meiner Meinung abbringen können.
Normalerweise fallen in mein Beuteschema nur kleine, drahtige, dunkelhaarige Männer, doch Mitte des vorigen Jahres fiel mir der Herr bei einem Bloggertreffen ins Auge: groß, kräftig, blond - und was ich sah, gefiel mir.
Irgendwie schien das Gefallen nicht nur einseitig gewesen zu sein, denn aus anfänglichem Email-Kontakt wurden regelmäßige Treffen, die rein sexueller Natur waren; wir ergänzten uns in unseren Neigungen und Vorlieben.
Doch nicht nur zwischen den Laken passte es gut, auch außerhalb des Bettes verstanden wir uns. Wir sahen uns mehrmals in der Woche, gingen zusammen weg oder saßen gemütlich vor dem Fernseher, nachdem ich für uns gekocht hatte; und des öfteren unternahmen wir auch mit unseren Kindern etwas gemeinsam. Konnten wir uns nicht sehen, dann telefonierten wir stundenlang - sprachen dabei nicht einmal die ganze Zeit zusammen: ich löste Kreuzworträtsel und Sudokus, während er am Rechner arbeitete oder spielte.
Wir taten uns gut - er, der gewaltig an der Trennung von Frau und Sohn zu knabbern hatte und ich, die ich noch immer nicht über den Verlust der großen Liebe hinweggekommen war. Unsere Treffen halfen mir, zu vergessen und Abstand zu gewinnen.
Irgendwann sprach er an, was ich selbst nicht wahrhaben wollte: ich hatte mich verliebt. Und ich wusste, es war die falsche Zeit, es war nicht geplant und es sollte nicht sein. Es war einseitig, doch wir wollten unsere Freundschaft nicht aufgeben. Und so ging es weiter.
Ich bin sicher, er hat mir damals nie weh tun wollen; doch er genoss dieses Gefühl, daß ich ihm entgegen gebracht habe, auch wenn er keine Gelegenheit verstreichen liess mir zu sagen, daß er nicht so fühlen würde - und ich versuchte jeden Tag aufs neue, es nicht stärker werden zu lassen. Eine schwierige Situation für mein eh schon angeschlagenes Herz, vor allem, da unsere Treffen nicht einfach nur gefühlloser Sex waren.
Wir verbrachten ein ruhiges Silvester zusammen, sein Neujahrswunsch förderte eine bisher von ihm ungekannte Zärtlichkeit zutage, die mich auf ein gutes Ende hoffen ließ.
Zunächst verlief alles wie gehabt, doch Anfang Februar wurde der Kontakt flacher, die Treffen weniger, die Telefonate seltener - entschuldigt von seiner Seite mit Ärger bei der Arbeit, Prüfungsstress etc. Schmerzhaft wurde mir klar, daß da etwas zuende ging, die Hoffnung nun doch zu Grabe getragen werden musste.
Um mir klar zu machen, daß es nur Sex war, was wir teilten, tat ich etwas idiotisches: der ONS mit Mann Nr. 2 für 2008. Eine recht drastische Art, sich deutlich zu machen, daß man Sex auch ohne Gefühl haben kann ... und im Grunde der endgültige Genickbruch für die (Sex-)Beziehung, vor allem da ich nichts besseres zu tun hatte, als ihm diese Geschichte auf die Nase zu binden - ich wollte sehen, ob es ihm weh tat. Und ich glaube, das tat es.
Ende Februar dann sollte ich anlässlich eines Bloggertreffens noch einmal bei ihm nächtigen - völlig entnervt durch den Umzugsstress kam ich bei ihm an, vorsichtig abwartend, was passieren würde. Ich vermutete, daß inzwischen eine andere Frau in sein Leben getreten war und wir nicht mehr so weitermachen würden, wie bisher. Doch nachdem wir vom Treffen zurückgekehrt waren, kam er ohne Umschweife zur schönsten Nebensache der Welt.
Nach einer recht kurzen Nacht beschäftigten wir uns am Morgen wieder mit uns selbst, als plötzlich seine Türglocke ertönte. Sofort sprang er wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett, schmiss mir meine Klamotten zu, selten habe ich einen Mann gesehen, der sich so schnell anziehen kann. Derweil murmelte er hektsch etwas von "einer Freundin, die wohl vor der Tür stehen würde" (eine oder meine???), panisch sah er sich um, räumte mein Bettzeug auf die Wohnzimmercouch, so daß es aussah, als hätte ich dort geschlafen.
Während ich mir meine Sachen überzog, fühlte ich mich wie in einer billigen Komödie; hätte er einen Schlafzimmerschrank besessen, hätte er mich wohl dort hineingestoßen. Nachdem wir endlich alle verräterischen Spuren beseitigt hatten, betätigte er den Türöffner, natürlich war nach so langer Zeit niemand mehr da. Er sprintete aus der Wohnung, um Brötchen zu holen, während ich mich auf den Balkon zurückzog, um mir eine Zigarette anzuzünden - und wie eine Bekloppte zu heulen.
Am diesem 1. März habe ich ihn zuletzt gesehen, Anrufe und SMS von mir in den folgenden Wochen blieben unbeantwortet, erst im Mai hatte er endlich dem Mut mir zu sagen, daß er nun in einer Beziehung stecken würde.
Heute kann ich über diesen merkwürdigen Slapstick so etwas wie lachen, damals, an diesem Morgen jedoch, tat es verdammt weh und ich fühlte mich unendlich gedemütigt.
Trotzdem - ich vermisse ihn; ich vermisse unsere Freundschaft, seinen gnadenlos genialen Humor, seine ruhige Art, den überaus geilen Sex. Es hätte so vieles möglich sein können, doch es war der falsche Zeitpunkt, der falsche Ort, ich anscheinend die falsche Frau ...
Ganz am Anfang hat er mich einmal gefragt, was ich eigentlich suchen würde. Ich antwortete, ich sei auf der Suche nach einem Mann, der mir zeigt, daß nicht alle Männer Schweine sind. Leider hat er mit diesem wenig schlauen Schuß mich nicht von meiner Meinung abbringen können.
BlondesGift - 2008.12.18, 10:31
Liebe und andere Merkwürdigkeiten
Obwohl so "nüchtern" zusammengefasst kann man ihm so einen Vorwurf mal gar nicht machen, oder? (Bis auf das peinliche Ende natürlich.)
... wenn ich böse denke, dann wollte er mich wohl noch in der Hinterhand behalten, falls das andere nix wird
... wenn ich gnädig denke, dann wusste er einfach nicht, wie er es mir beibringen sollte
so kurz vor diesen angeblich friedlich stimmenden festtagen.