Regen, tiefe Wolken, grau in grau, Tristesse - der Blick aus dem Fenster ist wie ein Blick in mein Inneres.
Eine schlaflose Nacht, in der die Tränen, die eigentlich die Seele reinigen sollen, brannten wie Feuer. Ein endloses Gedankenkarussel, aus dem ein Aussteigen unmöglich war. Das merkwürdig nüchterne Beurteilen einer anderen Situation, genau zu wissen, wie diese enden wird, jedoch unfähig die eigene Lage auch nur ansatzweise zu analysieren.
Daß es mich im Herzen so tief erwischt hatte, habe ich mir bisher selbst nicht eingestanden, zu verfahren und aussichtslos war die Ausgangslage. Doch so weh, wie es tut, war es schon verdammt tief und vermutlich auch der Auslöser für meine letzten Tiefpunkte.
Im Spiegel sehe ich ein totenblasses Wesen mit vom Weinen und Schlafmangel verquollenen Augen. Und typisch für mich, ziehe ich mich zurück, will niemanden hören und sehen, würde niemanden an mich heranlassen. Nie im Leben käme ich auf die Idee, meine Freundin anzurufen und sie mit meinen Problemen zu belästigen. Statt dessen schreibe ich hier alles für mich auf.
In meinem Kopf herrscht, wie schon seit Jahren, nur eine Frage vor: Warum eigentlich ich?
All die Jahre habe ich dafür nur eine Antwort finden können: Weil du eine Schuld abbezahlst.
Glücklicherweise habe ich in den Kur-Gesprächstherapien eines gelernt: diese Schuldgefühle sind falsch. Selbst wenn ich für etwas Schuld getragen habe, werde ich nicht mit dem, was mir in all den Jahren geschehen ist, bestraft. Die Welt ist nicht gerecht.
Da die Wartezeit bis zu einer möglichen Therapie noch lang ist, habe ich mir die
Buchempfehlung von Frau Blasebalg zu Herzen genommen. Und wo ich gerade beim Bestellen war, habe ich noch
dieses und
dieses Buch dazugenommen - beide wurden mir im Laufe der letzten Zeit empfohlen und so weit ich mich selbst noch beurteilen kann, sollten sie zu meiner Seelenlage passen und vielleicht kann ich mir danach die Frage nach dem Warum endlich einmal selbst beantworten.