Bei meinem gestrigen Blick in den Garten staunte ich wieder einmal darüber, daß dort außer Moos und Unkraut auch noch richtige Blumen wachsen. Und das ganz ohne mein Zutun (oder vielleicht gerade deshalb?).

Im Vorgarten leuchtet mir in frechen Farben ein Löwenmäulchen entgegen. Wie es dahin gekommen ist? Es muss sich selbst gesät haben, denn es wächst mitten auf einem von Unkraut überwucherten Weg. Meine Motte war übrigens höchst begeistert, daß diese Löwenmäulchen auch richtig das Maul aufreißen können ;o)

Zwischen der inzwischen fast bis zum Dach wuchernden Heckenrose vor dem Haus kämpft eine Passionsblume (stimmt das? Gärtner vor!!) darum, den Blick des Betrachters auf sich zu ziehen. Fast wird sie von dem Grün um sie herum verschluckt. Ich habe versäumt, die Heckenrose kräftig zurückzustutzen und so wächst und wächst und wächst sie immer weiter.

Der Weg zum Haus zeigt sich noch immer unsauber - hier gehört mal kräftig das Unkraut vernichtet, aber irgendwie widersteht es allen meinen Mühen es dauerhaft zu entfernen. Ja, und ich weiß, die Hecke kann man sicherlich auch gerade schneiden, aber mir gefällt sie krumm *gg* - und ich muss dafür nicht unbedingt einen gartenarchitektonischen Preis bekommen, mir reicht es, daß sie so weit zurückgeschnitten ist, daß man ins Haus kommt, ohne darin hängenzubleiben.

Leider zeigt sich auch der Platz vor meiner Küche (mein liebster Ort, um die erste Zigarette und den ersten Kaffee des Feierabends zu genießen) absolut resistent gegen jegliche Art der Unkrautvernichtung. Immerhin habe ich es geschafft, den riesigen Brennnesselbusch am Zaun zu entfernen und die Schubkarre, die eineinhalb Jahre lang mitten im Weg dort vor sich hin rostete, habe ich auch wegschaffen können.

Ganz besonders fasziniert mich die Heckenrose am Beginn des eigentlichen Gartens. Sie wächst, als ob es dafür einen Preis gäbe. Nicht mehr lange und es gibt kein Durchkommen mehr. Und ich wünsche mir dringend handwerkliche Fähigkeiten, um einen Rosenbogen zu fertigen, der diese Heckenrose ein wenig in ihre Schranken weist. Einen normal käuflichen kann ich nicht gebrauchen, die sind alle zu klein. Bleibt also nur Do it yourself. Und das, wo ich mir doch schon mit einer Nagelfeile dauerhaften Schaden zufüge. Handwerker anwesend, die sich bei mir (also im Garten!!!) ein wenig austoben möchten?
Tja, und dann fehlt mir natürlich noch immer der Mann, der meine 1000 m² Rasen mäht. Bisher beschränke ich mich ganz einfach darauf, nur die eine Hälfte zu mähen. Auf der anderen wächst das Gras bereits kniehoch und das Unkraut treibt dort leuchtende Blüten, zwischen denen Schmetterlinge, Bienen und Hummeln herumsausen.
Der Garten ist zwar noch nicht so, wie ich ihn gerne hätte, aber in diesem Jahr habe ich ihn etwas mehr im Griff, als in den Jahren zuvor.
SingleMama - 2007.05.07, 19:39
Alltäglicher Wahnsinn
Nach einem eben geführten Telefonat ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie viel mir das Bloggen doch eigentlich gegeben hat und wie viele interessante Menschen ich dadurch kennen gelernt habe.
Angefangen habe ich mit dem Bloggen, um eine wichtige Entscheidung für mich zu verarbeiten, in dem ich sie schriftlich niederlegte. Die sowohl positiven als auch negativen Kommentare, die seinerzeit zu den Beiträgen kamen, waren zum Großteil hilfreich bei der Entscheidungsfindung (der relativ kleine Prozentsatz an Beschimpfungen ist eigentlich vernachlässigbar).
Nach dem Anbieterwechsel wurde mein Blog zu einem reinen Tagebuch: einerseits hilft mir das schriftliche Niederlegen, einiges zu verarbeiten. Andererseits ist es für mich immer wieder interessant, um einige Monate zurück zu schauen und zu sehen, wie ich zu einem bestimmten Zeitpunkt gefühlt und was mich beschäftigt hat. Außerdem kann ich als Tagebuch-Blogger über so ziemlich jeden Larifari schreiben und erhebe keinen Anspruch an Intellektualität (den ich auch nicht erfüllen könnte *gg*).
Irgendwann habe ich einmal behauptet, das Blog wäre genau wie ich selbst. Das stimmt nicht ganz. Tatsächlich zeigt das Blog
eine Seite von mir, eine sehr große Seite von mir sogar, eigentlich meine Hauptseite. Doch natürlich ist das nicht alles. Es gibt auch noch andere Seiten von mir, die ebenfalls nach schriftlicher Fixierung dürsten.
Darum habe ich noch andere Blogs angelegt, zwei um genau zu sein. In dem einen Blog jammere ich nur vor mich hin, dieses zeigt meine trübseligsten Gedanken, bevor ich sie überhaupt zu Ende gedacht habe. Diese Gedanken würden
hier bei Singlemama keinen Platz haben, denn wenn ich sie aufgeschrieben und damit den Verarbeitungsprozess eingeleitet habe, denke ich hinterher oft ganz anders darüber. Außerdem jammere ich auch im realen Leben ungern anderen etwas vor und schon aus diesem Grund taucht der Blog so gut wie nirgendwo auf.
Außer Mutter ist Singlemama jedoch auch eine sehr leidenschaftliche Frau. Zuerst versuchte ich diese Leidenschaft auch in meinem Blog unterzubringen, doch irgendwie fand ich es unpassend, schließlich laufe ich nicht auch im realen Leben herum und erzähle jedem meine sexuellen Phantasien. Deshalb finden sich in
dieser Kategorie nur noch meine gelegentlichen Stoßseufzer à la "ich hätt mal gerne wieder Sex" und
diese Kategorie liegt völlig brach. Meine Phantasien habe ich ausgegliedert, in einem separaten Blog zusammengefasst. Obwohl auch das eine wichtige Seite an mir ist.
Und dann gibt es natürlich noch ganz andere Seiten an mir, andere Gedanken und Gefühle. Doch die gehen niemanden etwas an und deshalb bleiben sie der Blognachwelt wohl nie erhalten.
SingleMama - 2007.05.06, 16:06
Alltäglicher Wahnsinn
Verdammt, wie sehr ich doch diese sechs Wochen im Jahr hasse. Sie beginnen mit trauriger Regelmäßigkeit am 1. Mai und enden am 11. Juni. Wochen voller Albträume in der Nacht und einem Gedankenstrudel am Tag, der mich immer wieder zum schwarzen Loch in der Mitte treibt.
Dabei hatte ich mich schon im April darauf vorbereitet, daß diese Wochen kommen würden und versucht, positiv damit umzugehen. Doch es gelingt mir nicht.
In diesen Wochen durchlebe ich immer und immer wieder die sechs Wochen im Jahr 2004: das Wissen, am 1. Mai schwanger geworden zu sein, alle Zweifel und Hoffnungen, der ganze Schmerz. Immer wieder das Abwägen zwischen den beiden Entscheidungen, das Kind zu bekommen und damit weitere vier Jahre an den Vater gebunden zu sein oder zum Sozialfall zu werden, wenn ich mich trenne. Oder eine Abtreibung durchführen zu lassen, um mein Leben und das meiner Tochter selbst in die Hand zu nehmen. Ende meiner Albträume ist immer der Tag des Abbruchs am 11. Juni, die Zeit bevor die Narkose wirkt und die Stunden nach dem Eingriff.
Und dann gibt es die anderen Albträume. Bilder von D., wenn er mich angegriffen hat.
Das erste Mal, als er zunächst in seiner Alkohol-Wut die Sachen in seiner nächsten Umgebung zerschlug, sich dann auf mich stürzte und mich würgte, bis ich keine Luft mehr bekam. Danach die Kleine, gerade erst einige Wochen alt, aus ihrem Bettchen holte, mir drohte, sie mit sich zu nehmen und nie wieder zu kommen. Und in diesem Moment fühle ich noch immer die Angst in mir, daß er sich in seinem Zustand ans Steuer setzt, die Kleine dabei und etwas passieren würde.
Das zweite Mal, als er wieder im Rausch auf mich einschlug, ich mich ins Wohnzimmer flüchtete. Er rannte hinter mir her, stand dann vor mir, das Gesicht wutverzerrt, die Faust zum Schlag geballt. Merkwürdigerweise sehe ich dann immer nur auf diese Faust, sehe Blut an seiner Hand und überlege, woher es kommt. Dabei weiß ich ganz genau, daß es mein Blut ist.
Das dritte Mal, als ich glimpflich davon gekommen bin, weil seine Eltern dabei waren, von mir in meiner Panik gerufen. Trotzdem schlägt er mich, sogar in ihrem Beisein. Die Polizei, die ihn aus dem Haus brachte. Und seine Mutter, die mich bekniet, ihm zu verzeihen, des Kindes willen.
Das vierte Mal, diesmal nüchtern. In ohnmächtiger Wut habe ich ihn angeschrieen, weil ich wieder einmal entdeckt habe, daß er sich mit einer anderen Frau hinter meinem Rücken vergnügt hat. Ich habe es satt, will ihn herauswerfen, nehme schon seine Koffer und beginne, seine Sachen zu packen. Doch er kommt mir hinterher, schlägt mir ins Gesicht, stößt mich gegen den Kleiderschrank, so daß die Tür eingedrückt wird. Packt mein T-Shirt, daß es mir die Luft abschnürt, bevor es endlich zerreißt und stößt mich zu Boden.
Das letzte Mal, die Trennung war schon beschlossene Sache, er blieb nur bei uns, um sich eine eigene Wohnung zu suchen. Wieder im Alkoholrausch schlägt er immer und immer wieder auf mich ein, überall, am schlimmsten im Gesicht. Und ich rette mich mit dem Telefon ins Bad, rufe die Polizei an, während er die Badezimmertür aufbricht und mich weiter verprügelt, während die Polizei am anderen Ende der Leitung ist. Das Eintreffen der Polizei, die mich sofort ins Krankenhaus bringen wollen, weil mein ganzes Gesicht zugeschwollen ist. Das Ende der Beziehung.
Diese Albträume sind schlimmer als die vom Abbruch. Und ich glaube, daß mein Unterbewusstsein sie wieder hochspült, um ein Gegengewicht zum Abbruch zu bringen, um mir zu zeigen, daß meine damals getroffene Entscheidung richtig war. Trotzdem schmerzen sie unglaublich, weil sie mir auch zeigen, daß ich kaum imstande war, mir selbst zu helfen. Und wie dumm ich gewesen bin, ihm immer wieder zu verzeihen.
Im letzten Jahr waren diese sechs Wochen besser zu ertragen. Ich liebte und wurde geliebt, dieses Gefühl gab mir Halt und Sicherheit. Doch in diesem Jahr scheint die Mitte des Strudels schwärzer zu sein, als in den Jahren davor. Was passiert ist, hat das Loch nur noch größer und tiefer werden lassen. Denn was mir geblieben ist, ist nur meine Liebe, unerfüllbar und mich täglich zu Boden werfend.
Die Zeit heilt alle Wunden? Nein, tut sie nicht. Sie macht sie teilweise erträglicher. Doch nicht alle Wunden heilen, manche hinterlassen deutlich sichtbare Narben und die ganz tiefen Wunden reißen immer wieder auf.
Diese Wunde jedoch scheint nie mehr zu verheilen und es gibt nur einen einzigen Menschen, der davon weiß. Niemandem sonst erzähle ich davon, alle glauben, ich wäre schon längst über dem Berg. Würde ich davon erzählen, wäre die Reaktion wohl nur Fassungslosigkeit, darüber, daß ich einfach nicht loslassen kann. Daß ich mein Herz nicht freimachen kann und will.
Gedanken über Gedanken - sechs Wochen lang, immer wieder und wieder. Gedanken über den Abbruch, über D. und meine verlorene Liebe.
Irgendjemand warf mir in den Kommentaren vor, ich gehöre zu den Frauen, die Abtreibung propagieren würden, andere dazu treiben. Dem ist jedoch nicht so. Ich bin zwar froh, daß es diese Möglichkeit gibt. Und ich denke auch heute noch, daß, nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller Möglichkeiten, der Abbruch eine gute Lösung ist. Doch diejenige, die diese Entscheidung tatsächlich und nicht leichtfertig getroffen hat, wird von den Gedanken und Zweifeln nie mehr frei werden.
SingleMama - 2007.05.06, 12:30
Vorleben
- Im holländischen Gartencenter meines Vertrauens gewesen
- Hecke geschnitten
- Schubkarre zusammengebaut
- Heckenschnitt abtransportiert
- Eingangstür geputzt und Fliesen geschrubbt
- 102 Blümchen eingepflanzt, dafür genau 100 Liter Blumenerde gebraucht
- 4 mittlere bis große Kübel durch die Gegend geschleppt
Ich habe fertig.
Und ganz ehrlich: ich bin fix und fertig!!!!
(Das Waschen, Putzen und Staubsaugen muss ich wohl auf morgen verschieben ... shit!!!)
SingleMama - 2007.05.05, 18:34
Alltäglicher Wahnsinn