Als Jemand, der beruflich einige Jahre mit exakt diesem Thema zu tun hatte, kann ich Dir nur sagen, dass es RECHNERISCH weder ein "richtig" noch ein "falsch" für Euch geben wird.
Es gibt dutzende Berechnungen, die einmal den Kauf und einmal die Miete präferieren - und leider sind BEIDE Seiten richtig.
Denn selbst, wenn die RECHNERISCHEN Belastungen alle für Euch passen - die Belastungen, die das LEBEN mit sich bringt, sind meiner persönlichen Erfahrung nach diejenigen, die so etwas schiefgehen lassen, FALLS es denn schiefgeht (Du hast es ja selbst auch schon angesprochen).
Sofern ihrt Euch doch für einen Kauf entscheidet, möchte ich Euch ein paar Faustregeln mit auf den Weg geben, frei von jedem Bauchgefühl ;-):
- die mtl. Belastung immer EUR 200 höher einkalkulieren, als sie auf dem Papier addiert zu lesen steht
- Grunderwerbsteuer, Notargebühren und ggf. Maklerkosten müssen bar bezahlt werden und können i.d.R. nicht ins Darlehen reingenommen werden. Das könnten bis zu etwa 8% des Kaufpreises sein.
- Zum derzeitigen Zinsniveau kein Darlehen zeichnen, welches nicht wenigstens 15, besser 20 Jahre Laufzeit hat.
- keine Ablöseverträge in Form von Bausparverträgen oder endfälligen Lebensversicherungen abschließen
- die Tilgung sollte 1,5% p.a. nicht unterschreiten, die mtl. Festtilgung sollte so weit wie möglich herunterverhandelt werden
- die Sondertilgungsmöglichkeiten sollten so hoch wie möglich vereinbart werden, min. jedoch EUR 5.000,-- p.a.
- in die Belastbarkeitsrechnung dürfen keinesfalls Sonderliquiditäten wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Gratifikationen etc. miteinkalkuliert werden, um die Tragbarkeit herbeizurechnen
- Laufzeit: mir sind keine Tilgungsmodalitäten bekannt, die den Kreditnehmer erst nach 40 Jahren entschulden... das Ziel muss in jedem Fall sein, mit Eintritt in die Altersrente ein abbezahltes Haus zu haben.
- die Finanzierung muss auch bei einem Zinsniveau von
6-7% + 1% Tilgung bei einer Restschuld von eta 80% der ursprünglichen Kreditsumme noch tragfähig sein (Thema: Anschluss finanzierung)
- ein letzter Punkt: Wer z.B. 35 Jahre finanziert, ist dann zwar wenns gut gelaufen ist schuldenfrei - besitzt dann aber ein Haus, in dem womöglich seit 35 Jahren nichts mehr renoviert wurde (Bad? WC? Heizanlage? Dach? ) - das sind also Kosten, die extra anfallen.
Im gesamten Leben eines Hauses, so unsere Berechnungen damals, steckt man i.d.R. den 2,1-fachen Kaufpreis nochmal an Instandhaltung und Renovierung rein.
Sorry für den langen comment, ich hoffe nur, dass ihr das alles auch vorher schon so wußtet und nichts Neues für Euch dabei war...
kein Sorry nötig, ich bin im Gegenteil sehr froh über deinen Kommentar. Denn diese Infos findet man nur mühselig im Netz und es ist immer schwierig etwas zu suchen, von dem man gar nicht weiß, daß es überhaupt existiert.
Danke!!!
Jetzt grübel ich zwar noch mehr *lach*, aber viel von dem "Ungewissen" ist jetzt schon mal genommen.
Parker (Gast) - 2010.08.03, 14:25
Da ich mich selber erst vor ein paar Monaten mit meiner eigenen Baufinanzierung rumgeschlagen habe und auch aus dem Bereich komme, noch ein paar Anmerkungen von mir (den obigen Punkten schließe ich mich übrigens voll an):
- Bei Instandhaltungen fallt ihr sehr leicht unter die geltende Energiesparverordnung, d.h. sobald ihr einen gewissen Grenzwert an Arbeiten überschreitet, müsst ihr quasi generalsanieren. Das ist Pflicht und wird auch überwacht.
- Ihr solltest auch mal ein paar Monate die Raten zahlen können, wenn euch nur ein Gehalt zur Verfügung steht (z.B. Kurzarbeit, längere Krankheit --> Krankengeld usw.). Bei einigen Banken kann man ein paar Monate lang die Tilgung aussetzen, da müsst ihr mal in den Vertrag schauen
- Wenn ihr Sondertilgungen vereinbart, tilgt lieber so früh wie möglich, denn die ersparten Zinsen verringern eure Restschuld schneller
- Irgendwann werdet ihr umschulden müssen. Passt auf dass ihr da nicht zu alt seit (hört sich blöd an, ist aber so...), das ihr noch von den Banken einen Kredit kriegt. So ab 60 könnte das schwierig werden.
Ansonsten wünsche ich euch viel Glück und hoffe, euer Wunsch erfüllt sich und ihr könnt zusammenziehen.
Parker *freu*
Gerade die neuen Richtlinien zur Energiesparverordnung wollte ich mir dazu auch noch einmal zu Gemüte führen.
Grundsätzlich rechne ich nur mit einem (meinem Gehalt) sowie einem Teilzeitgehalt bzw. gleich hohem Arbeitslosengeld beim HMZ. Er hat einen wenig krisensicheren Job in der Altenpflege, da sind befristete Verträge an der Tagesordnung und man steht schneller ohne Job da, als man schauen kann.
Parker (Gast) - 2010.08.03, 19:57
*auchfreu*
Ich seh schon, du bedenkst vieles und stürzt dich nicht in was rein, das beruhigt. Hab leider im Bekanntenkreis miterlebt, wie es eine Finanzierung zerrissen hat, weil was dazwischengekommen ist...
Wenn du übrigens zu Einzelpunkten mal Rückfragen hast, kannst mich gern anfunken. Bin zwar nicht mehr in dem Bereich tätig, aber gelernt und gearbeitet ist gelernt und gearbeitet :-).
sagen wir mal so - ich versuche, vieles zu bedenken. Aber ich kann nun mal immer nur das bedenken, von dem ich auch weiß *lach*.
Inzwischen hab ich mich zwar schon reingelesen und wundere mich, wie blauäugig ich zunächst daran gegangen bin. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, noch haufenweise Lücken zu haben.
Bei einer Bank zur Kreditanfrage war ich alleine wegen der "Lücken" noch nicht - ich möchte schon wissen, worüber mein Gegenüber schwadroniert und evtl. Fallen möglichst im Vorfeld erkennen. Aber ich denke, wir werden mal verschiedene Angebote einholen, vergleichen und dann ... mal sehen. Wenn mein Bauch da nicht 100%ig zustimmt, lasse ich eh die Finger davon ;o)
(Auf das Anfunken komme ich dann, wenn es mir richtig ernst wird, gerne zurück ...)
Parker (Gast) - 2010.08.03, 20:49
Na das hoffe ich doch dass es dir ernst mit mir ist *lach*. Meine E-Mail-Addy hast noch?
Es gibt dutzende Berechnungen, die einmal den Kauf und einmal die Miete präferieren - und leider sind BEIDE Seiten richtig.
Denn selbst, wenn die RECHNERISCHEN Belastungen alle für Euch passen - die Belastungen, die das LEBEN mit sich bringt, sind meiner persönlichen Erfahrung nach diejenigen, die so etwas schiefgehen lassen, FALLS es denn schiefgeht (Du hast es ja selbst auch schon angesprochen).
Sofern ihrt Euch doch für einen Kauf entscheidet, möchte ich Euch ein paar Faustregeln mit auf den Weg geben, frei von jedem Bauchgefühl ;-):
- die mtl. Belastung immer EUR 200 höher einkalkulieren, als sie auf dem Papier addiert zu lesen steht
- Grunderwerbsteuer, Notargebühren und ggf. Maklerkosten müssen bar bezahlt werden und können i.d.R. nicht ins Darlehen reingenommen werden. Das könnten bis zu etwa 8% des Kaufpreises sein.
- Zum derzeitigen Zinsniveau kein Darlehen zeichnen, welches nicht wenigstens 15, besser 20 Jahre Laufzeit hat.
- keine Ablöseverträge in Form von Bausparverträgen oder endfälligen Lebensversicherungen abschließen
- die Tilgung sollte 1,5% p.a. nicht unterschreiten, die mtl. Festtilgung sollte so weit wie möglich herunterverhandelt werden
- die Sondertilgungsmöglichkeiten sollten so hoch wie möglich vereinbart werden, min. jedoch EUR 5.000,-- p.a.
- in die Belastbarkeitsrechnung dürfen keinesfalls Sonderliquiditäten wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Gratifikationen etc. miteinkalkuliert werden, um die Tragbarkeit herbeizurechnen
- Laufzeit: mir sind keine Tilgungsmodalitäten bekannt, die den Kreditnehmer erst nach 40 Jahren entschulden... das Ziel muss in jedem Fall sein, mit Eintritt in die Altersrente ein abbezahltes Haus zu haben.
- die Finanzierung muss auch bei einem Zinsniveau von
6-7% + 1% Tilgung bei einer Restschuld von eta 80% der ursprünglichen Kreditsumme noch tragfähig sein (Thema: Anschluss finanzierung)
- ein letzter Punkt: Wer z.B. 35 Jahre finanziert, ist dann zwar wenns gut gelaufen ist schuldenfrei - besitzt dann aber ein Haus, in dem womöglich seit 35 Jahren nichts mehr renoviert wurde (Bad? WC? Heizanlage? Dach? ) - das sind also Kosten, die extra anfallen.
Im gesamten Leben eines Hauses, so unsere Berechnungen damals, steckt man i.d.R. den 2,1-fachen Kaufpreis nochmal an Instandhaltung und Renovierung rein.
Sorry für den langen comment, ich hoffe nur, dass ihr das alles auch vorher schon so wußtet und nichts Neues für Euch dabei war...
Danke!!!
Jetzt grübel ich zwar noch mehr *lach*, aber viel von dem "Ungewissen" ist jetzt schon mal genommen.
- Bei Instandhaltungen fallt ihr sehr leicht unter die geltende Energiesparverordnung, d.h. sobald ihr einen gewissen Grenzwert an Arbeiten überschreitet, müsst ihr quasi generalsanieren. Das ist Pflicht und wird auch überwacht.
- Ihr solltest auch mal ein paar Monate die Raten zahlen können, wenn euch nur ein Gehalt zur Verfügung steht (z.B. Kurzarbeit, längere Krankheit --> Krankengeld usw.). Bei einigen Banken kann man ein paar Monate lang die Tilgung aussetzen, da müsst ihr mal in den Vertrag schauen
- Wenn ihr Sondertilgungen vereinbart, tilgt lieber so früh wie möglich, denn die ersparten Zinsen verringern eure Restschuld schneller
- Irgendwann werdet ihr umschulden müssen. Passt auf dass ihr da nicht zu alt seit (hört sich blöd an, ist aber so...), das ihr noch von den Banken einen Kredit kriegt. So ab 60 könnte das schwierig werden.
Ansonsten wünsche ich euch viel Glück und hoffe, euer Wunsch erfüllt sich und ihr könnt zusammenziehen.
Gerade die neuen Richtlinien zur Energiesparverordnung wollte ich mir dazu auch noch einmal zu Gemüte führen.
Grundsätzlich rechne ich nur mit einem (meinem Gehalt) sowie einem Teilzeitgehalt bzw. gleich hohem Arbeitslosengeld beim HMZ. Er hat einen wenig krisensicheren Job in der Altenpflege, da sind befristete Verträge an der Tagesordnung und man steht schneller ohne Job da, als man schauen kann.
Ich seh schon, du bedenkst vieles und stürzt dich nicht in was rein, das beruhigt. Hab leider im Bekanntenkreis miterlebt, wie es eine Finanzierung zerrissen hat, weil was dazwischengekommen ist...
Wenn du übrigens zu Einzelpunkten mal Rückfragen hast, kannst mich gern anfunken. Bin zwar nicht mehr in dem Bereich tätig, aber gelernt und gearbeitet ist gelernt und gearbeitet :-).
Inzwischen hab ich mich zwar schon reingelesen und wundere mich, wie blauäugig ich zunächst daran gegangen bin. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, noch haufenweise Lücken zu haben.
Bei einer Bank zur Kreditanfrage war ich alleine wegen der "Lücken" noch nicht - ich möchte schon wissen, worüber mein Gegenüber schwadroniert und evtl. Fallen möglichst im Vorfeld erkennen. Aber ich denke, wir werden mal verschiedene Angebote einholen, vergleichen und dann ... mal sehen. Wenn mein Bauch da nicht 100%ig zustimmt, lasse ich eh die Finger davon ;o)
(Auf das Anfunken komme ich dann, wenn es mir richtig ernst wird, gerne zurück ...)